Der Rockmusiker Tanny Mas setzt zum Sprung auf deutsche Bühnen an
„Ihr seid Kämpfer, Ihr sein Warriors“, dröhnt Tannys Stimme über die Lautsprecher. „Los, alle nach vorne zur Bühne!“ Zögernd schlängeln sich die Kellnerinnen und Kellner durch die klatschende Menge. Vorn angekommen, mit der Band als Rückendeckung, genießen sie sichtlich den ungewöhnlichen Dank ihrer Gäste. Einige reißen grinsend die Arme nach oben. Warum nicht mal die Aufmerksamkeit genießen, wenn man sonst nur diensteifrig durch vollbesetzte Tischreihen eilt? Es ist Ende Oktober. „Das wars, danke Cala Ratjada!“ Das letzte Konzert der Saison in der Bar Sa Cova beendet Tanny Mas in ehrlicher Rocker-Manier, ganz ohne Starallüren. Als würde ein Pilot nach erfolgreicher Landung den Applaus der Passagiere mit dem Bodenpersonal teilen.
Diese Geste erzählt viel über den Menschen Tanny Mas, den bodenständigen Typen, dem auch seine derzeitige Erfolgssträhne nicht zu Kopf gestiegen ist. Der mallorquinische Musiker steht seit über 30 Jahren auf der Bühne. Er weiß, dass die Welt der Konzerte und Auftritte beileibe nicht nur aus Sex, Drugs und Rock’n Roll besteht. Musik ist harte Arbeit. In kleinen Bars und Bühnen ist er in den 1980er Jahren durch Palma getingelt. „Damals war ich noch mit Jazz und Funk unterwegs“, sagt er. Über Jahre hat Tanny im Bolero in Palmanova jede Nacht bis morgens um 4 Uhr gespielt. Ein echter Knochenjob. Seit den 90er Jahren tritt er in der Saison an der Ostküste auf. Wer Cala Ratjada kennt, kennt auch Tanny Mas.
Ungefragt mischt sich an dieser Stelle der Kellner vom Restaurant Paradise ein, der uns gerade den Kaffee bringt. „Tanny schließt mit seiner Musik meine Seele auf!“ Der Mann konnte einfach nicht länger an sich halten, als er mitbekommt, dass der Rockbarde im Interview wohl zu bescheiden über seine Gigs erzählt. Tanny freut sich auch ehrlich über den Einwurf. Fans sind der Kraftstoff, aus dem er seine Energie zieht. Und seit zwei Jahren tankt er Super! Der musikalische Wechsel ins Rock-Fach hat ihn auf die Überholspur katapultiert. Auf seinen Konzerten herrscht plötzlich Festivalstimmung. „Ich bin explodiert wie eine Bombe“, beschreibt Tanny seine Reaktion auf die Wirkung, die seine Lieder jetzt auf das Publikum ausüben. Wenn er mit Louis Armstrongs Reibeisenstimme „What a wonderful World“ anstimmt und den Balladen-Sound dann an die harten Beats von Schlagzeug und E-Gitarre abgibt, geht die Begeisterung der Zuhörer durch die Decke.
„Dabei wusste ich gar nicht, dass ich mit meiner Stimme so jonglieren kann“, gibt Tanny zu. Sein Manager Dirk Nie hat ihn in diese Richtung geradezu drängen müssen. „Wir haben endlos darüber diskutiert. Aber schließlich stellte sich heraus, dass Dirk Recht hatte.“ Tatsächlich wechselt Tanny bei seinen Konzerten gesanglich mühelos zwischen den Klassikern der Rockgiganten, von Jon Bon Jovie über Meat Loaf und AC/DC bis hin zu Joe Cocker. Die „80s Tribute Rockshow“, mit der er und die Band seit diesem Jahr unterwegs sind, hat sich als Volltreffer herausgestellt. In Koblenz spielten sie vor 25.000 Leuten.
„Bei ‘Time To Wonder’ gingen Tausende Handy-Lichter in die Höhe und alle sangen mit. Das war das erste Mal, dass ich sowas erlebt habe. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich davon erzähle.“ Hat ihn der Erfolg nicht überwältigt, den er nun in Deutschland zu spüren bekommt? „Überhaupt nicht“, meint Tanny strahlend, „je mehr Leute, je mehr Stimmung, desto mehr Power habe ich auf der Bühne.“ Es ist ein Phänomen. Obwohl Tanny Mas Jahrgang 1966 ist und die Lieder, die er spielt, auch schon 30 oder 40 Jahre auf dem Buckel haben, ist sein Publikum alles andere als alt. „Rockmusik begeistert die Leute über alle Generationen hinweg. Und es kommt ja kein Nachschub. Welche junge Band schreibt denn heute noch solche Songs?“
Dass Tanny eine wachsende Fangemeinde in Deutschland hat, ist übrigens kein Wunder. Zum einen kennen ihn viele aus ihrem Urlaub in Mallorca, zum anderen war es ein Deutscher, der ihn für die großen Bühnen entdeckt hat. „Vor fünf Jahren kam zu meinen Jazz-Abenden im Hafen von Cala Ratjada ein Pärchen, jeden Abend, immer wieder. Die beiden waren total begeistert von mir und irgendwann versprach der Mann: Ich werde eine CD mit dir produzieren. Ok, das haben schon viele gesagt, aber Thomas Limberg hielt Wort.“ In einem Studio in Llucmajor wurde die erste Scheibe eingespielt. Inzwischen sind zwei Alben und drei Singles auf den Markt gekommen. „Thomas hat an mich geglaubt, er ist mehr als ein Freund für mich. Er ist wie ein Bruder.“ Und Limbergs True Illusions Music Management ist für Tanny zur großen Chance seines Lebens geworden.
Für den deutschen Musikmarkt hat es sich als praktisch herausgestellt, dass Tanny schon vor Jahren seinen Namen geändert hatte. „Eigentlich heiße ich Atanasio Mas Vidal. Mein Urgroßvater war Grieche. Aber den Vornamen konnte ja keiner aussprechen, also hab ich mich für Tanny entschieden.“ Selbst seine Frau Dolores, mit der er seit 25 Jahren verheiratet ist, nennt ihn inzwischen so. Wenn sie nicht gerade „Pappichuli“ zu ihm sagt. Zu Hause ist er eben der Papa, der mit dem Hund Ares Gassi geht und für die Familie da ist. Tamara (21), die jüngere seiner beiden Töchter, tritt in seine musikalischen Fußstapfen und spielt Piano. Tanja (24) studiert Jura. Aber beide schwärmen für die Musik von Papa. „‘Du bist der Beste’, bekomme ich von ihnen oft zu hören. Das ist großartig“, schwärmt er und versucht gar nicht erst, seinen Stolz darüber zu unterdrücken.
Tanny selbst hat mit acht Jahren begonnen, am Konservatorium in Palma klassische Gitarre zu lernen. „Aber als ich 15 war, kam mir die Pubertät in die Quere. Ich wollte unbedingt einen Bass und übte mit Freunden in der Garage. Meine erste Band in der Schule hieß ‘Exodus‘. Das war’s dann mit der Klassik.“ In seinem Studio zu Hause hat er zwölf Bässe versammelt. Einige spielt er, andere sind Liebhaberstücke. „Ich bin verrückt nach Musik“, gesteht er und klimpert eine Melodie auf dem Piano seiner Tochter. „Zeig ihnen deine Trompete“, wirft Dolores ein, die er zärtlich „Lolli“ nennt. Die Trompete, die er nie spielt, die so lange unbenutzt herumlag, dass sie repariert werden musste. „Die hab ich ihm geschenkt“, sagt Dolores, „nachdem er mir erzählt hat, dass er früher mal Trompete gespielt hat. Ich wollte ihn ermutigen, damit wieder anzufangen.“ Tanny bläst ein paar Töne. „Ich muss üben, aber ich komme ja nie dazu. Und außerdem – Trompete passt doch nicht zu Rocksongs.“ Wer weiß? Wenn Tanny weiterhin selbst seine Lieder komponiert, wird Lollis Lieblingsinstrument vielleicht doch noch ein Solo bekommen.
Entspannung und Inspiration findet Tanny daheim oder bei langen Spaziergängen mit Ares, dem Familienhund. „Wenn ich nachts nach einem Konzert nach Hause komme, setze ich mich auf die Terrasse, gucke in die Sterne und lasse meine Gedanken schweifen.“ In solchen Momenten ist er ganz bei sich selbst und es kommen ihm Ideen für neue Songs. „Everything is confused“, seine Rockhymne, die seit September auf dem Markt ist, hat ihren Ursprung auch in den Gedanken, die sich Tanny über den Zustand der Menschheit macht. „Die Welt ist komplett durcheinander. Politik, Finanzen, Umwelt – nichts ist mehr an seinem Platz, alles wird manipuliert. Aber es bleibt uns noch die Liebe, das ist meine Message.“
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Tanny Mas über …
… den Ballermann-Tourismus: Die Deutschen sind so pünktlich und arbeitsam. Das erlebe ich selbst, wenn ich in Deutschland bin. Die stehen natürlich immer unter Druck. In Mallorca haben sie Sonne, Meer und Palmen und können mal so richtig Dampf ablassen. Das verstehe ich schon irgendwie. Aber El Arenal ist ja auch nur ein kleiner Fleck von Mallorca.
… späten Ruhm: Es ist schwer, mit 50+ in Deutschland jetzt durchzustarten und noch berühmt zu werden. Aber ich kämpfe hart dafür.
… das Internet: Für die komplexe Welt der Musik ist das Internet eine Medaille mit zwei Seiten. Natürlich können Lieder einfach so hochgeladen und von jedem gehört werden. Aber wenn alles kostenlos ist, können die Musiker davon nicht leben.
… seinen Tagesablauf: Ich stehe gegen 9 Uhr auf, trinke Kaffee, verbringe Zeit mit meiner Familie, gehe ins Studio, um zu üben und vielleicht zu komponieren und dann gerne an den Strand. Abends habe ich während der Saison fast jeden Tag einen Auftritt.
… eigene Songs: „Dame La Luna“ von 2016 war mein erster seit langem selbst komponierter Song. In den 80er Jahren habe ich meine Musik selbst promoted und jede Menge Geld dabei verloren. Es hat mich 2 Millionen Peseten gekostet, aber es ist nichts dabei herausgekommen. Jetzt, mit dem Management im Rücken, sind meine Lieder in jeder Hinsicht erfolgreicher.
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Konzerte und Tourdaten
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Mallorca
Tanny Mas & Band – The 80’s Tribute Rock Show
– Restaurant “Paradise”, Cala Aguila, (Cala Ratjada)
Samstag 13.4.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 27.4.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 11.5.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 25.5.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 8.6.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 22.6.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 6.7.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 20.7.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 3.8.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 17.8.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 31.8.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 7.9.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 21.9.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 5.10.2019 21:00 – 23:30 Uhr
Samstag 19.10.2019 21:00 – 23:30 Uhr
– Bar Sa Cova (Taucherbucht), Cala Ratjada ab 6. 5. 2019
Montags 20:30 Uhr – 23:30 Uhr
Updates folgen …
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Deutschland
26.07.2019 Schönbuchhalle, Weil im Schönbuch
28.07.2019 Seebrückenfest, KellenhusenUpdates folgen …
Band
Tanny Mas (bass), Leonard Mallmann (drums), Konrad King Orlowsky (piano), Juanmi (guitar)
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Purple Rain LIVE
Hören und Kaufen
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Alle Fotos © Marcos Gittis
Ersterscheinung des Textes in El Aviso 11/2018
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