Interview mit den Architekten Paloma Hernaiz und Jaime Oliver
zum 100. Jubiläum der deutschen Kunstschule
Wie spiegelt sich das Bauhaus in Mallorca wider?
Jaime: Mallorca ist in mehrerer Hinsicht dem Bauhaus verbunden. Einerseits durch den Racionalismo-Stil einiger Gebäude im Stadtbild von Palma. Andererseits durch Josep Lluís Sert. Der spanische Architekt arbeitete mit Le Corbusier zusammen und war mit allen großen Persönlichkeiten seiner Zeit eng verbunden – von Gropius bis Picasso. Für das Atelier von Miró in Palma gestaltete Sert das Design. Aus meiner Sicht die schönste Architektur in Mallorca.
Bewahren Sie als Architekten die Bauhaus-Tradition?
Paloma: Wir leben sogar derzeit einen Bauhausmoment auf Mallorca. Mit der Bewegung „Made in Mallorca“ wird die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Designern, Künstlern und Handwerkern gepflegt. Unser Vorteil ist es, auf einer kleinen Insel zu leben, wo man mit den Meistern der Gewerke direkt die Materialien abstimmen kann.
Jaime: Der lebendige Geist und das Konzept des Bauhaus ist wichtiger als die eigentlichen Gebäude aus jener Zeit. Die Benutzung lokaler Produkte vor allem, wie beim Kilometer-Zero-Gedanken. Bei Food ist das für die Menschen längst selbstverständlich, aber das gilt auch für den Baubereich. Warum soll ich Lampen aus China kaufen oder Steine aus Italien, wenn es beides auf der Insel in guter Qualität gibt?
Was macht ein modernes Haus aus?
Paloma: Wichtig ist die Nachhaltigkeit beim Bau. Dafür nutzen wir alte Technologien, machen Regenwasser nutzbar oder optimieren die Sonneneinstrahlung je nach Jahreszeit. Ein Passivhaus muss nicht voller Hightech stecken.
Jaime: Das entspricht dem Konzept von Bauhaus. Damals wurde Neues entwickelt, das dem Charakter der modernen Produktionsmöglichkeiten entsprach. Wir entwerfen heute unsere Gebäude wiederum anders als im 20. Jahrhundert, als sich noch niemand um den Klimawandel geschert hat. Jetzt liegt der Schwerpunkt auf Energieeinsparung. Der Bauhaus-Gedanke bedeutet, zeitgemäß zu gestalten.
Fotos: Interview © Marcos Gittis, Atelier Miro © Gunnar Klack, Projekte © ohlab.net
Ersterscheinung des Textes in El Aviso 4/2019
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